Observatoire élf

Forschungsgruppe Wirtschaft, Sprachen und Bildung

Observatoire «économie langues formation» (élf)
 
 
 

Ein an drei Wissenschaftsbereiche angrenzendes Forschungsfeld

Die Definition des Forschungsbereiches des Observatoire «économie langues formation» (élf) greift vor allem auf den Begriff sprachliche Vielfalt zurück. Die Bewältigung der sprachlichen Vielfalt und deren Folgen wirft eine der brisantesten Fragen moderner Gesellschaften auf.

In diesem Rahmen spielt die Wirtschaftswissenschaft aus drei Gründen eine wichtige Rolle. Erstens beeinflussen die wirtschaftlichen Prozesse die Position und die Funktionen verschiedener Sprachen im sozialen Umfeld. Dieser Einfluss wirkt durch die Sprachendynamik auf der Makro-Ebene. Zweitens ist die wirtschaftliche Tätigkeit auf verschiedenste Weise von Sprachen geprägt, zum Beispiel sind Fremdsprachenkompetenzen Komponenten des Humankapitals, in die jeder investieren kann. Drittens verlangt das Management der sprachlichen Vielfalt eine Gewichtung von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Lösungen, ob auf der Ebene der Regierungen oder der Firmen. Für die Behandlung solcher Fragen ist die Wirtschaftswissenschaft als Forschungsansatz direkt angesprochen.

Genau wie jede andere Form der öffentlichen Politik muss die Bewältigung der sprachlichen Vielfalt verschiedene Instrumente einsetzen können. Unter diesen spielt die Bildung eine führende Rolle, und ein beträchtlicher Anteil der amtlichen Massnahmen zur Steuerung der Mehrsprachigkeit ist auf die Bildungssysteme zentriert. Die Bildung ist auch eine Strategie, die von Individuen und Firmen zur persönlichen Bewältigung der Herausforderungen, die die soziale Vielfalt aufwirft, eingesetzt wird.

In diesem Sinne sind Sprachen, Wirtschaftswissenschaft, und Bildung komplex miteinander verbunden. Wegen der zunehmenden Sichtbarkeit der sprachlichen Vielfalt in modernen Gesellschaften wird diesen Zusammenhängen eine wachsende Bedeutung zugeschrieben.

 

 Auftrag und Struktur

Das Observatoire «économie langues formation» ist seit dem Herbst 2003 dank finanzieller Unterstützung des Rektorats der Universität Genf tätig. Sein Hauptauftrag ist es, zu Forschung und Unterricht über die Zusammenhänge zwischen Ökonomie, Sprachen und Bildung einen Beitrag zu leisten. Eine besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung von Instrumenten für die Bewältigung der sprachlichen Vielfalt geschenkt. Langfristig strebt élf eine Anerkennung als Kompetenzzentrum im Bereich Management von Mehrsprachigkeit an.

Die Themenbereiche vom Observatoire élf sind in verschiedenen Disziplinen angesiedelt. Die im Rahmen des Observatoire ausgeführten Forschungsarbeiten sollen zur Entwicklung von fächerübergreifenden Perspektiven zur Bewältigung der sprachlichen Vielfalt beitragen. Gleichzeitig sollen sie Gelegenheit zum Kontakt zwischen der Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen und anderen Fakultäten der Universität schaffen.

Das Observatoire élf ist somit an verschiedenen umfassenden Forschungsprojekten beteiligt, und zwar im Rahmen des Nationalen Forschungsprojekts (NFP) 56 des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) ("Sprachenvielfalt und Sprachkompetenz in der Schweiz", siehe www.nfp56.ch) und des Sixth Framework Programme der EU-Kommission (Projekt "DYLAN - Dynamik und Handhabung des Sprachenvielfalt", siehe www.dylan-project.org).

Ziel des Observatoire élf ist es auch an verschiedenen Tätigkeiten teilzunehmen, die unter dem Begriff „Genève internationale“ geplant sind, vor allem im Rahmen des künftigen Kompetenzzentrums das vom Bundesrat im Frühling 2005 angemeldet wurde.

Die von einem Professor geleitete Forschungsstelle zählt zur Zeit fünf Forschende. Sie kann für beschränkte Zeiträume Gastforscherinnen und -forscher ("Visiting Scholars") im Rahmen von besonderen Forschungsprojekten aufnehmen.

Die Mitglieder des Observatoire stehen in engem Kontakt mit anderen Forschern aus der ganzen Welt, die Partner des Observatoire werden können.

 

Tätigkeiten 

 Ausser einer halbzeitigen Assistentenstelle erhält das Observatoire keine finanzielle Unterstützung. Daher sind seine regelmässigen Tätigkeiten vor allem der Unterstützung von Forschung in den folgenden Bereichen gewidmet:

  • Entwicklung von interdisziplinären Bildungsangeboten über das Management der sprachichen Vielfalt;
  • Aufschreiben und Veröffentlichung (als Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, Kapitel in gemeinsam herausgegebenen Büchern, usw.) von Forschungsarbeiten über unterschiedliche Aspekte der Steuerung der Mehrsprachigkeit;
  • Aufbereitung, Einreichen und Ausführung von Forschungsprojekten, entweder unabhängig oder in Zusammenarbeit mit Forschern anderer Universitäten oder anderer Fakultäten der Universität Genf;
  • zur Verfügung stellen von Fachwissen in der Steuerung der sprachlichen Vielfalt, mit besonderer Aufmerksamkeit auf die Auswahl, das Design und die Evaluation von Sprachpolitik und Kulturpolitik;
  • Organisation von wissenschaftlichen Treffen und Workshops und aktive Teilnahme an internationalen Konferenzen in relevanten Forschungsbereichen;
  • regelmässige Zusammenarbeit mit anderen Forschern und Fachleuten dank gemeinsamen Projekten, Veröffentlichungen und Forschungssaufenthalten.